Wann habe ich jemals solche Lust, ja, Ausgelassenheit bis zum Übermut auf Leinwänden gesehen. Farben balgen sich mit Formen und alles scheint zu lachen. Ja, ein Tanz, ein Reigen der Freude, der Leichtigkeit. Ein Reigen von witzigen Torheiten, schlauen Dummheiten, ein schallend lachendes Variete der Freude, der Liebe, des Lebens. Weymanns Bilder haben Witz, sind spöttisch, sinnlich, auch nervös und kraftvoll. Arbeiten mit Rhytmus, Schwung und Leidenschaft. Bilder mit einem klassischem Zentrum, einem geballten Farbrausch, der nicht selten, einem Urknall gleich, über der monochromen Leinwand im Moment der Explosion zu verharren scheint.
Furcht und Freude empfindet Weymann vor der weißen Leinwand, Leichtigkeit und Last beim Malen. Mal wird der Titel mitgeboren, mal kommt er später. Mal liegt er zugrunde, mal gibt es keinen. Er schreckt vor nichts zurück. "Schöne Weihnachten 2009, ein fleißiges Christkind. und: Wer nicht lachen kann, der verliert." Oh Gott, Weymann, was für ein Titel. Diese Titel sind einfach kongenial.
Weymann, ein humoristischer Sozialkritiker? Ein ironischer Moralist? Er geißelt nicht die herrschende Moral, verzweifelt nicht an ihr - o nein. Hier malt und titelt ein Schelm. Er ist begeistert von der horrenden Dummheit der Zeitgenossen und aufs Grimmigste belustigen ihn die Infamien der öffentlichen Lebewesen. Warum auch sollte ausgerechnet der weitverbreiteten Torheit ihr legitimes Recht nicht zugestanden werden, in einer pluralistischen Gesellschaft proportional und angemessen vertreten zu sein. Lauter Opfer für unseren Maler.
Ich weiß nicht warum - bei Weymanns Malerei muß ich an Onkel Dagobert denken, den positiven Sisyphos, der, allen Widrigkeiten trotzend, immer wieder von vorn anfängt, der lustvoll in die nächste Katastrophe stolpert nach dem Motto: Macht nichts Jungs, macht nur weiter so, ihr kriegt schon alles kaputt. " Kurz: Ein Optimist.
Elend ist genug in der Welt. Es muß auch schöne Dinge geben, meint der Musiker Weymann, der als Maler Autoditakt ist. Sein Vorteil: Nicht verbogen und geschliffen in Akademien, unbeleckt von deren hehren Lehren. Seine Bilder sind keine Leihgabe an die Kunstgeschichte. Sie kommen sehr eigen daher. Natürlich nicht wurzellos, da vom Himmel nichts fällt. Auch brauchen sie keine intelektuellen Erläuterungen, sie leuchten - ja! buchstäblich - jedem ein. So malt er drauflos. Weymanns Malerei ist seine Form der Existenz. Eine einzige Ode an die Freude: Frisch, fromm, fröhlich frei.
Trotz großer Vielfalt in der Gestaltung und einer ausladenden Palette schafft Weymann einen beachtlichen Wiedererkennungswert. Das nennt mal Stil. Den hat er für sich gefunden und wer noch einen Batzen Frohsinn und Heiterkeit in sich hat, wird seine Bilder gerne um sich haben. "Gott erhalte mir mein kindliches Gemüt " betitelt Peter Joseph Weymann seine Ausstellung. Das wünsche ich ihm.
Manfred Giesler, im Mai 2010
Kurator der Personalausstellung im Quasimodo Berlin