Rede

anlässlich der Vernissage im Café Einstein, gehalten von Arno Schmetjen, am 28. November 2013

„Die Peitsche der Farben“

Eine Einführungsrede sollte eine Brücke schlagen zwischen dem Künstler, seiner Kunst und Ihnen als Betrachter – und das möglichst in 3 Minuten, denn Sie wollen los, los zu den Bildern.

Also will ich mich nicht lange in die Quere stellen, Ihnen nur folgende Worte mit auf den Weg geben durch die Ausstellung:

Wir haben es hier zu tun mit Bildern, die fallen nicht nur aus dem Rahmen, sie fallen Ihnen vor die Füße und Sie drohen zu stolpern, nie gesehenes stellt Ihnen ein Bein.

Denn sie entsprechen nicht einer Erwartungshaltung, die Ihnen eine bequeme Einordnung des Tableaus erleichtert hätte.

Einmal gestrandet am Saum des Weymannschen Bilder-Flusses gelingt der Zugang mitunter leichter über die Titel, denn es bleibt die uralte Frage, was will der Künstler uns DAMIT sagen? Bilder die einen anspringen, aus dem Nichts uns umfangen, berauschen, himmelsnah und weltenfern – eine Glückseligkeit hat hier Form gefunden, ausbündige Farbigkeit, ein Formwille steht auf und begeistert durch Hintergründigkeit, Witz und überwältigende Maler-Potenz.

Hier scheint jemand in den Himmel zu stürzen.

Pinseltanz und kein Firlefanz.

Woher nimmt der Künstler diesen Schwung?

Dazu Peter, O-Ton:“ Wer und was ich bin ist schnell erzählt.

Kaum auf der Welt, machte ich meinen Freischwimmer und wurde irgendwann Musiker, nachdem ich die Bundeswehr ablehnte, und nach West Berlin konvertierte, um dort von Hertie , als Allibert Fachverkäufer, bis hin zu einem 5 Jährigen Gastspiel bei der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte das erfahren zu müssen was ich nie wollte. Unfreiheit und bis auf wenige Ausnahmen Mord jeglicher Kreativität. Dätt is ett nich, war mir schnell klar…..“

Fragt man den Maler mit was er malt bekommt man zur Antwort: „Mit was ich male , mag zwar viele Leute interessieren, aber wir lassen das mal. Ist so wie bei Zauberei. Ich will gar nicht wissen wie die Zauberer das machen, würde mir absolut die Illusion nehmen.“

Ich aber kann sagen: Hier haben wir es zu tun mit einer Malerei aus der ersten Reihe, oder die in die erste Reihe eingereiht gehört, ungewollter Weise gebunden in einer Tradition von Sam Francis über Walter Stöhrer bis hin zu Gerhard Richter. Und doch neu, stilsicher und einfallsreich mit einem Hang zur Ironie, die sich auch in den Titeln wiederspiegelt, Titel wie z.B.: „Don Quichotte auf der Suche nach kampfeswilligen Windmühlen“, „Gedoptes Pferd, das Hindernis nicht mehr erkennend“ oder „Ohne war mehr“. Titel, die den Betrachter an die Hand nehmen, ihn mitunter aber auch in die Irre führen können, wie bei: „Des Kanzlers Blick auf das Danach“ oder „Ungedopter Fahrradfahrer bei der Tour de France den letzten Berg überwindend“. Da merkt man ein wenig die Anstrengung.

Doch: Kunst entsteht im Auge des Betrachters und kann vielfältiger wirken als es sich der Künstler auszumalen vermag.

Aber was überzeugt und als bleibender Eindruck sich einprägt ist ein unverkennbar lebendiger Stil, der sich seinen Weg gebahnt hat durch Bewegung und Gegenbewegung, durch Hingabe, Suchen, Zweifeln, Zerstörung, Zerkratzen, Übermalen und schlussendlich Finden.

Finden, sich finden im Irgendwo scheinbarer Ausweglosigkeit, ein Triumph der Malerei. – die 1.000-fach totgesagt hier neu ersteht, erblüht, eine hochwertige Gültigkeit und damit eine Meisterschaft erlangt, die ein hochangesehenes Kunststudium nicht unbedingt mit sich zu bringen vermag. Wir sehen hier ein autodidaktisches Talent am Wirken, welches von einer Kraft beseelt ist, die es versteht, sich uns unmittelbar mitzuteilen, die Bildsprache ist absolut eigen und dennoch verstehen wir sie sogleich – jeder Betrachter ist eingeladen hier seine Sehnsucht selber auf einer Weise neu zu erkennen und einen ganz eigenen Zugang zu finden zu diesen Abbildern rauschhaften Seins, entsprungen einer zügellosen Malwut ungeahnten Ausmaßes mit dem Horizont der Unerklärbarkeit - nur Ankommen, ankommen im HIER und JETZT und SOFORT im ausgebreiteten Farbenmeer des Peter Joseph Weymann.

Nur untergehen sollten Sie nicht, Sie erreichen immer das rettende Ufer am Rand der Leinwand und der stößt Sie zurück auf Ihr nunmehr bereichertes Festland, zurück in scheinbar sichere Grenzen, sicheren Formen des Seins, doch Peter Joseph Weymanns Malerei stößt immer wieder vehement auf die Türen zu einem neuen Schauen, Empfinden und Hoffen, hoffen auf Erlösung aus Gebundenheit und Gefangensein in den Maximen des Alltags mit ihren Zwangsfröhlichkeiten.

Wer einmal eingetaucht ist in Weymanns Farbwelten muss sich Halt verschaffen, denn dieser Künstler versteht es umwerfend, uns reichlich zu beschenken auf seine unvergleichlich erfrischende Art und Weise.

Dazu fällt mir ein ein typischer Weymann-Titel: „Gott erhalte mir mein kindliches Gemüt“.

Getrost, Sie befinden sich nicht in strudelnden Gewässern – diese Malerei kommt zwar aus einem Malfluss (den ich Gottlob über viele Jahre begleiten konnte), diese Malerei hat ihre strenge Fassung im Rahmen der Leinwand gefunden – und dennoch birgt sie eine sprengende Wirkung in sich. Trauen Sie sich ruhig, eine dieser zur Schau gestellten Raubkatzen möchte ich fast sagen, über Ihr Sofa zu hängen – sie wird Sie immer wieder anspringen und Sie werden froh darüber sein. SEIN im HIER und JETZT.

Weymanns Pinsel stört uns auf, gibt uns den nötigen Ruck, der durchs eigene Vorstellungsland geht und uns beschenkt mit einem neuen Horizont, der offen ist für individuelle Interpretationen. Nachhaltigkeit in veränderten Sehgewohnheiten stellt sich ein und wir fühlen uns an die Hand genommen von einer Malerei, die uns nach Hause führen will – kommen Sie gut an.

Das Kultur-Navi würde jetzt sagen „Sie haben Ihr Ziel erreicht“

Danke – Danke Peter!